Es ist das Eine, über die Vergangenheit zu klagen. Das Andere ist sich zu fragen, welche Lehren daraus zu ziehen sind, vor allem, wenn Menschen in der Vergangenheit Grausamkeiten begangen haben. Meine Antwort darauf ist nicht einfach, denn es setzt voraus, mich damit auseinanderzusetzen, was für mich Wirklichkeit ist. Denn darauf gründen letztlich meine Ethik, meine Werte und mein Handeln.

Als Jugendlicher war ich von Filmen wie Matrix, Star Wars oder auch von Brave New World oder 1984 regelrecht fasziniert. Auch wenn Matrix und Star Wars oder Brave New World und 1984 ein ähnliches Thema haben, unterscheiden sie sich vollkommen voneinander, gehen sie doch von Weltbildern aus, die sich vollkommen widersprechen.

Während die Wirklichkeit bei Star Wars der Konflikt zwischen „Gut“ und „Böse“ ist, ist es bei Matrix  die Frage, was Wirklichkeit überhaupt ist. Das gleich Dilemma, vor das auch der moderne Mensch gestellt ist, sah man doch bisher die Welt als determiniert an, was sie aber, wie wir heute wissen, tatsächlich nicht ist.

So bewegen sich die Dinge nicht im Raum, sondern die Dinge gestalten durch ihre Gravitation den Raum, in dem sie sich scheinbar bewegen. Und sie bewegen sich auch nicht in der Zeit, sondern das Empfinden von Zeit entsteht allein durch ihre Bewegung. Die Welt ist im Innersten nicht so, wie wir sie wahrnehmen. Einstein lässt grüßen.

Und in 1984 werden die Menschen unterdrückt, in Brave New World hingegen sind sie verführbar. Es liegt also letztlich bei ihnen selbst, was ihnen passiert. Sie sind verführbar, aber sie werden nicht unterdrückt, allenfalls manipuliert. Doch niemand kann mich manipulieren, wenn ich nicht manipulierbar bin.

An diesen zwei Beispielen möchte ich deutlich machen, dass mein Verständnis von der Welt darüber entscheidet, was ich glaube, wovon ich überzeugt bin und wie ich mich letztlich verhalte, was ich tue und wie ich anderen begegne.

Also muss meine erste Frage die sein mich zu fragen, welches Weltbild meine Vorfahren hatten und inwieweit das überhaupt der Wirklichkeit entsprach. Dann frage ich mich, was ich über die Wirklichkeit wissen kann, und zwar aus physikalischer und nicht aus philosophischer Sicht. Die Aufgabe der Philosophie besteht darin, meine Wissenslücken zu überbrücken, denn kein Mensch kann alles wissen.

Betrachte ich nun das Weltbild meiner Eltern und das, was ich heute über die Welt wissen kann, dann sehe ich einen gewaltigen Unterschied. Ich sage nicht, dass wir es wissen, ich muss leider noch sagen, dass wir es wissen könnten, denn viele Menschen leben noch in dem alten, leider unvollständigen und damit nicht stimmigen Weltbild. Dazu noch einmal Einstein:

Ein Mensch ist Teil eines Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Zeit und Raum begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken, seine Gefühle als etwas vom Rest Getrenntes, eine Art optischer Täuschung des Bewusstseins. 

Diese Täuschung ist eine Art Gefängnis für uns, sie beschränkt uns auf unsere persönlichen Wünsche und auf unsere Zuneigung gegenüber einigen wenigen, die uns am nächsten stehen. 

Unsere Aufgabe muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir unseren Kreis der Leidenschaften ausdehnen, bis er alle lebenden Wesen und das Ganze der Natur in all ihrer Schönheit umfasst.“

Mehr, finde ich, braucht es nicht, wollen wir anders denken, damit Zeiten wie damals nie wieder geschehen. Wir müssen ganz einfach nur stimmig denken.