Paul Rostock

(* 18. Januar 1892 in Kranz, Landkreis Meseritz; † 17. Juni 1956 in Bad Tölz) war ein Chirurg und KZ-Arzt. 1942-1945 Beauftragter f. Medizinische Wiss. u. Forschung beim Reichskommissar f. d. Sanitäts- u. Gesundheitswesen [Karl Brandt]. 1942-1945 Dekan der Medizinischen Fakultät Berlin.

Aus einer Eidesstattlichen Versicherung meines Vaters:

938 wurde ich als Assistent in seine (Paul Rostock’s) Klinik berufen. Ab 1943 wurde ich der Klinik von Professor Rostock zugewiesen, zunächst für eine Halbtags- und später für eine Vollzeitarbeitsstelle. Im Herbst 1943 bat mich Professor Rostock, ihn auch bei seiner Arbeit in der „Abteilung Wissenschaft und Forschung beim Generalkommissar für Medizin und Gesundheit“  (Karl Brandt) zu unterstützen. Ich tat dies, neben meiner Arbeit in der Klinik selbst, von da an, bis die Abteilung im Februar 1944 offiziell ihre Arbeit aufnahm und in die Büros in Beelitz bei Berlin umzog. Von diesem Zeitpunkt an arbeitete ich in der Abteilung fast ausschließlich als Assistent von Professor Rostock in seiner Eigenschaft als Leiter der Abteilung für Wissenschaft und Forschung.

Während dieser Tätigkeit habe ich nie erfahren, dass Professor Rostock solche Experimente an lebenden Menschen gegen deren Willen angestiftet, veranlasst oder Kenntnis davon hatte. Wäre dies der Fall gewesen, hätte ich davon wissen müssen, denn Professor Rostock hat mit allen Mitarbeitern mehrmals wöchentlich über alle anstehenden Fragen gesprochen. Er war der Meinung, sowohl früher in dieser Klinik als auch später in der Abteilung, dass seine Mitarbeiter über alle Probleme informiert werden sollten.

Im März 1945 übersiedelte die Abteilung dann nach Lichtenstein und später nach Eisenberg an Garmisch, ich begleitete Professor und wurde mit ihm am 5. Mai 1945 an Garmisch Riessersee von amerikanischen Truppen verhaftet. im folgenden wurden wir voneinander getrennt in das Lager Schengau gebracht. Seitdem habe ich Professor Rostock nicht mehr gesehen.“

Diese Aussage ist jedoch offensichtlich nur eine Schutzbehauptung und stellt die tatsächlichen Umstände nicht dar. Heute ist bekannt, dass es wesentlich anders war. Rostock und auch mein Vater waren fraglos in die Verbrechen, die zum Todesurteil von Karl Brandt geführt haben, nicht nur eingebunden gewesen, sondern haben diese selbst organisiert und wohl auch durchgeführt.

Paul Rostock war ein Mentor von Karl Brandt, wie Philipp Friedrich Then in seiner Dissertation über Paul Rostock auf Seite 69ff schreibt, so wie er auch ein Mentor für meinen Vater war. Die Korrespondenz mit Rostock macht das Verhältnis von Rostock zu meinem Vater deutlich.

Rostock war offensichtlich das Bindeglied zwischen Brandt und meinem Vater, was diesen wiederum in unmittelbaren Kontakt mit Gestaltung des medizinischen NS-Systems brachte. Die Nähe zu Brandt ermöglichte Rostock eine Schlüsselposition im NS- Gesundheitswesen einzunehmen, die ihn nicht nur in die Verbrechen Brandts verstrickte, sondern mitwirken Liesen – und mit Rostock kam auch mein Vater als Rostocks Stellvertreter dazu.

Karl Franz Friedrich Brandt

(* 8. Januar 1904 in Mülhausen, Elsass; † 2. Juni 1948 in Landsberg am Lech) war ein chirurgischer „Begleitarzt“ von Adolf Hitler, SS-Gruppenführer der Allgemeinen SS, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS sowie Generalkommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen. Er war der Ranghöchste unter den Angeklagten im Prozess gegen Mediziner im Rahmen des Nürnberger Ärzteprozesses.

Mein Vater führte in seinem Auftrag eine Korrespondenz mit Wolfgang Wirth über die unter dessen Leitung untersuchte Toxizität von Lewisite-Zersetzungsprodukten sowie über Mittel gegen durch Lost (Senfgas) verursachte Schäden, die zu den Versuchen in Neuengamme geführt haben. Die anderen Vorgänge sind nicht rekonstruierbar, da die Unterlagen nach der Beschlagnahme durch amerikanische Streitkräfte „verschollen“ sind. Ich denke jedoch, dass sie aufgrund ihrer Brisanz unter Verschluss genommen wurden und möglicherweise anderweitig verwendet wurden.

Gleichfalls im „Amt“ wie mein Vater waren unter anderem Dr. Gerd Hegemann, und Professor Dr. Hanskarl von Hasselbach, die ich verifizieren könnte. Dabei waren auch Dr. Beyer, Dr. Harff, Dr. Christensen, Prof. Dr. Donnich, Dr. Tollert (eventuell mit s oder z am Ende), Dr. (?) von Hanstein, die ich noch nicht identifizieren konnte, aber definitiv dabei waren.

Wolfgang Wirth

Wolfgang Wirth war ein deutscher Chemiker, Toxikologe und Pharmakologe sowie Oberstarzt. Er war Experte für Giftgase.

Werner Haase

Werner Haase (* 2. August 1900 in Köthen; † 30. November 1950 in Moskau) war ein Chirurg und einer von Adolf Hitlers Begleitärzten. Er war Oberarzt an der Klinik, die Rostock leitete.

Dass ihn mein Vater kannte, ergibt sich aus den Feldpostbriefen an Paul Rostock..

Heinrich Otto, kurz Heinz Kalk

(* 1. Juli 1895 in Frankfurt am Main; † 4. Februar 1973 in Kassel) war ein Internist, Hepatologe und Hochschullehrer. Im Zweiten Weltkrieg diente Kalk als Oberstarzt und beratender Internist bei der Luftwaffe. 1934 wurde Kalk Chefarzt der II. Medizinischen Klinik Berlin-Friedrichshain. Eugen Haagen gab in einer Aussage vom 26. Januar 1965 an, dass er mit Heinz Kalk, Ludwig Zukschwerdt und Franz Büchner während der Kriegszeit im Rahmen der Hepatitisforschung zusammengearbeitet hat.

Mit ihm war mein Vater bekannt, er war auch einmal bei uns zuhause in Pirmasens, woran ich mich noch erinnern kann.

Ludwig Zukschwerdt

(* 7. Februar 1902 in Stuttgart; † 20. August 1974 in Hamburg) war ein Chirurg, Generalarzt und Hochschullehrer.

Er erhielt 1941 einen Lehrstuhl an der nationalsozialistischen Reichsuniversität Straßburg und wurde SS-Staffelarzt. In dieser Funktion war er beratender Chirurg der Luftflotte 3 und arbeitete nach Aussage von Eugen Haagen in der Hepatitisforschung.

Nach dem Krieg war mein Vater trotz wesentlich besserer beruflicher Optionen bei ihm in Göppingen auf einer 1/2 Assistenzarztstelle beschäftigt. Für mich klingt das nach Abtauchen.

Georg Magnus

Am 17. November 1933 – wohl auf ausdrücklichen Wunsch Adolf Hitlers – an die Charité berufen, brachte er aus Bochum seinen Oberarzt Paul Rostock, den Assistenten Hanskarl von Hasselbach und Karl Brandt mit. Aus einem Foto ist ersichtlich, dass mein Vater zu seinem Umfeld gehörte.

Eugen Haagen

Niels Eugen Haagen (* 17. Juni 1898 in Berlin; † 3. August 1972 ebenda) war ein Bakteriologe und Virologe sowie Professor an der Reichsuniversität Straßburg.

Er führte im KZ Natzweiler-Struthof unter anderem Fleckfieberversuche an Häftlingen durch.

Franz Büchner

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurde Büchner 1933 als Nachfolger von Ludwig Pick Direktor des Pathologischen Instituts am Berliner Krankenhaus im Friedrichshain. Ab 1934 war er zudem außerordentlicher Professor an der Berliner Universität. 1936 folgte er einem Ruf an die Universität Freiburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 1963 auch als Direktor des Pathologischen Instituts der Medizinischen Fakultät in der Nachfolge seines Lehrers Aschoff wirkte.

Private Kontakte:

Ernst Udet

Ein persönlicher Bekannter meiner Eltern.

Hannah Reitsch

Adolf Galland

Hans Hahn

Hier muss wohl erwähnt werden, dass nicht nur mein Vater bei der Luftwaffe gedient hat, sondern auch mein Onkel Lothar Hecktor Flieger war.

Friedrich Luft

Ein sehr guter Bekannter meiner Mutter.

Mögliche weitere Kontakte:

Walter Unverricht 

Karl (?) Bühler

Alfred (?) Fink