Es ist nicht einfach, darüber zu sprechen oder zu schreiben. Die Tatsache, dass die Menschen, die radikal Denkenden zujubelten, ganz normale Menschen waren, bedeutet ja nicht, dass sie sich nichts Böses und Grausames gedacht und getan hätten. Vielmehr heißt es, dass die Menschen überhaupt verführbar sind. Geht es um die Sicherung eigener Bedürfnisse, schauen sie nicht mehr genau hin.

Dieser Artikel in der Berliner Zeitung macht das deutlich: Hunderte individueller Texte, die offenbaren, was normale Leute an Hitlers Ideen faszinierte. Menschen, die noch nichts wussten von Krieg und Holocaust, Menschen, die einen Ausweg aus den eigenen Lebensumständen suchten und letztlich zu Tätern, Mittätern und Duldern unmenschlicher Grausamkeiten wurden.

Wären diese Menschen ganz einfach von Natur aus böse gewesen, könnte ich leichter damit umgehen. Doch das waren sie offensichtlich nicht. Was es zum einen schwer macht, es zu verstehen und zum anderen deutlich macht, dass es offensichtlich keine wirksame Sperre gegen Gewalt und Grausamkeit in dem Menschen gibt.

Vielmehr muss es vermittelt und gelernt werden, solchem Ansinnen zu widerstehen. Menschlichkeit ist zwar angeboren, jedenfalls ist das meine Überzeugung, doch wirtschaftliche und gesellschaftliche Abhängigkeit kombiniert mit einem unzutreffenden Verständnis von Wirklichkeit bereitet den Boden, auf dem viele Menschen leicht den moralisch-ethischen Halt verlieren.

Es ist notwendig, die Macht der Konvention zu erkennen und ihr zu widerstehen.